I get a warm feeling among my books.

Anthony Powell

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Adriana Jakob – Tödliches Klassentreffen (Kommissar Rauch #1)*

Kommissar Rauchs erster Fall. Und der wird direkt persönlich.
Der Anblick von Polizeiautos, Absperrbändern und uniformierten Kollegen an seiner alten Schule ließ Kommissar Rauch für einen Moment ein unangenehmes Gefühl im Magen verspüren, aber nur so lange, bis er unter dem Absperrband durchtauchte und nicht als ehemaliger Schüler eintrat, sondern als Kommissar einem Mord nachging.

Ich liebe Adriana Popescu seit „Goldene Zeiten im Gepäck“ und habe mich riesig gefreut, dass wir im All you can read – Club gemeinsam Adrianas ersten Krimi lesen konnten.
Ein Regionalkrimi aus Stuttgart mit viel Lokalkolorit, was sicher für Stuttgart-Kenner besonders toll ist.
Der Schreibstil ist etwas nüchterner als ich es von Adriana vermutet hatte, aber trotzdem kommt ein bisschen Witz und viel Herz durch. Die Figuren kommen einem schon sehr nahe, ganz besonders Kommissar Benedikt Rauch und Fallanalytikerin Sophie Hagen und das Privatleben der beiden.

Im ersten Fall natürlich besonders, weil Rauch unter seinen Schulfreunden ermitteln muss. Diese Ermittlungen empfand ich spannend zu verfolgen und wir haben fleißig mitgerätselt und kamen bis zum letzten Abschnitt nicht auf den Täter, hatten dann aber eine Theorie ohne sie groß mit „Beweisen“ untermauern zu können. Trotzdem war das Ende für mich glaubwürdig und passend.

Gestört hat mich nur, dass zum einen ein paar Rechtschreib-Schnitzer im Buch waren. Mehr als ich noch übersehen konnte. Da hätte ein ordentliches Lektorat Abhilfe geschaffen. Auch gibt es ein Geheimnis rund ums Sophies ehemaligen Job in Hamburg der mir zu oft angeteasert wurde, als dass er letztendlich im ersten Band nicht erklärt wurde.

Trotzdem bin ich neugierig wie es mit Kommissar Rauch weitergeht und freue mich auf den zweiten Fall an dem Adriana gerade schreibt. Vor allem freue ich mich auf die Charaktere, die ich gerne wieder begleiten möchte und noch näher kennenlernen mag.

 

Jilliane Hoffmann – Cupido

Der Albtraum jeder Frau: Du kommst abends in dein Apartment. Du bist allein. Alles scheint wie immer, nur ein paar Kleinigkeiten lassen dich stutzen. Du kümmerst dich nicht darum. Du gehst schlafen. Und auf diesen Moment hat der Mann, der unter deinem Fenster lauert, nur gewartet …

Wow! Ich hätte nicht gedacht, dass es ein Thriller schafft mich so zu begeistern, dass ich einfach 5* vergeben muss. Im BuddyRead gelesen sind wir beide schnell voran gekommen, weil wir jeden Abschnitt durchgesuchtet haben, denn für ich war jede Seite spannend, dabei war die Geschichte doch ganz anders als ich erwartet hätte.
Da das Buch mittlerweile 17 Jahre alt ist, hatte ich einen „klassischen“ Thriller mit Jagd nach dem „Bösen Mann“ erwartet. Doch die Autorin beschreibt auch wunderbar den juristischen Prozess, was nicht verwundert, liest man, dass Hoffman selbst als Staatsanwältin tätig war. Mir hat das richtig gut gefallen und auch wirklich gefesselt. Es geht um den Konflikt von Staatswanwalt und Strafverteidiger, aber auch die Zusammenarbeit mit den ermittelnden Detectives.
Ich möchte gar nicht mehr verraten, denn ich wusste vor Beginn dieser Lektüre auch nicht viel über den Inhalt, was genau richtig war. Nur soviel:

– Zwei Twists haben mich richtig vom Hocker gerissen
– Zum Ende hatte ich den richtigen Riecher, was absolut in Ordnung ist, da es für mich stimmig, schlüssig und zufriedenstellend aufgelöst wird
– Auch wenn ich nicht im Erdgeschoss wohne, habe ich abends im Bett gelesen und musste nochmal alle Fenster & Türen checken, bevor ich beruhigt einschlafen konnte 😉

Ein Thriller, der meine Thriller-Lust wieder geweckt hat. Zumindest möchte ich diese Reihe von Jilliane Hoffmann weiter verfolgen, welche noch drei weitere Bände rund um C.J. Townsend umfasst.

 

Adriana Popescu – Lieblingsmomente

Layla und Tristan verstehen sich auf Anhieb – als Freunde. Immerhin sind beide in festen Händen. Tristan bringt ihr abends Essen ins Büro, entführt sie auf seiner alten Vespa an die schönsten Stellen Stuttgarts und imitiert mit geworfenen Wunderkerzen Sternschnuppen, weil er weiß, dass Layla noch nie eine gesehen hat und zu viele ihrer Träume unerfüllt sind. Gemeinsam erleben sie Lieblingsmoment um Lieblingsmoment. Ob dies am Ende doch die große Liebe ist?

Ich wollte es soooo gerne mögen! Weil ich Adriana so sympathisch finde, weil Goldene Zeiten im gepäck ein Lebenslesehighlight für mich ist und weil ich hier auf 5* gesetzt hatte.
Oi…
Positiv ist hervorzuheben, dass Adriana wunderbare Szenen schreiben kann, die man vor seinem geistigen Auge erblicken kann. Laue Sommernächte über der Stadt, Clubszenen oder eine Mittagspause in der Sonne. Auch Stuttgart-Fans und Kenner werden hier auf ihre Kosten kommen, denn sogar im Anhang sind noch Tipps aufgeführt. Also Stuttgart muss ich auf meine Reiseliste setzen.
Nur leider war die Geschichte absolut nicht mein Fall 🙁 Layla empfand ich unsympathisch, nervig und das Ganze dreht sich einfach nur im Kreis. Und Betrug (auch wenn er nicht körperlich stattfindet) ist für mich in der Art wie es hier geschrieben steht absolut nicht romantisch. Der unsympathische Freund ist da absolut kein Grund sich so zu verhalten. Die fehlende Kommunikation zwischen den Protagonisten hat mich förmlich auf die Palme gebracht. Das ist Teenagerverhalten, dabei geht es hier eben nicht um 16jährige pupertierende Menschen!

Auch die Freundschaft zwischen Beccie und Layla verstehe ich nicht. Für mich ist das keine Freundschaft, so wie Layla oft von ihr aber nicht mit ihrer angeblich so besten Freundin spricht.

Das Alles gibt es definitiv im normalen Leben: Menschen die an Beziehungen festhalten, obwohl die schon längst gestorben sind, Freunde & Paare die nicht miteinander reden und nur in ihrem Kopf alles verarbeiten – Gerne dann natürlich falsch usw. Doch das sind einfach keine romatischen Geschichten, die ich lesen mag.

Die Wiederholungen haben ab der zweiten Hälfte auch nur noch für Augenrollen bei mir geführt. Heute kann Adriana sehr vielseitiger „Schmetterlinge im Bauch“ beschreiben. Die Insektenarmee grenzt fast schon an einen Running Gag, nur dass es hier Ernst gemeint ist.

Und dann diese ganzen „Zufälle“ – Man könne meinen Stuttgart ist ein Dorf, welches nur 2 Restaurants und 2 Clubs besitzt. Das waren einfach ein paar zu viel und hätte man vielleicht anders lösen sollen.

Auch das große „Geheimnis“, was nur ein Geheimnis ist, weil die Menschen ihren Mund nicht aufbekommen, selbst wenn sie direkt darauf angesprochen werden (Tristan!) ist so offensichtlich schon nach den ersten 50 Seiten, dass gerade das besonders anstrengend war zu lesen.

Alles in allem bin ich leider sehr enttäuscht, freue mich aber dass (in meinen Augen) Adriana eine tolle Entwicklung gemacht hat und werde trotzdem weitere Bücher von ihr lesen. Ich mochte den Kirmi und auch New York Diaries Bd. 2 diesen Monat gerne, so dass ich etwas versöhnt bin 🙂

 

Nino Haratischwili – Das achte Leben: Für Brilka

Georgien, 1900: Mit der Geburt Stasias, Tochter eines angesehenen Schokoladenfabrikanten, beginnt dieses berauschende Opus über sechs Generationen. 
Deutschland, 2006: Nach dem Fall der Mauer und der Auflösung der UdSSR herrscht in Georgien Bürgerkrieg. Niza, Stasias hochintelligente Urenkelin, hat mit ihrer Familie gebrochen und ist nach Berlin ausgewandert. Als ihre zwölfjährige Nichte Brilka nach einer Reise in den Westen nicht mehr nach Tbilissi zurückkehren möchte, spürt Niza sie auf. Ihr wird sie die ganze Geschichte erzählen…

Puh 44h Hörbuch – Ein wahres Epos – Sehr gut gesprochen von Julia Nachtmann. Ein georgisches Familienepos über mehrere Generationen, mit Charakteren die man lieben und hassen kann, bei manchen tritt sogar beides parallel auf und sorgt für viel Nachdenken. Die Autorin hat hier wirklich ein Mammutwerk geschaffen, was immer gleichbleibend Spannung – besser gesagt Interesse – hält.
Es gibt keine Spannungskurve und zwischenzeitlich hat mich die Geschichte ein bisschen verloren, weil es einfach sehr viel ist. Sehr viel was passiert und sehr viel schlimme, dramatische Dinge. Es ist ein Buch zum Nachdenken, zum dazulernen (besonders über die Geschichte der letzten 100 Jahre, welche auch an den Protagonisten nicht spurlos vorbeigeht) und zum Innehalten. Das muss man zwischendurch auf jeden Fall einmal, denn oft hat es mich eher betrübt als für gute Laune gesorgt. Das muss man mögen und kann man sicherlich nicht in jeder Lebenslage gut lesen.

Der Schreibstil ist wirklich atemberaubend, poetisch und schön. Die Autorin findet Worte, die treffender nicht sein könnten und mich immer wieder faszinieren und das über die komplette Länge des Buches hinweg.

PS: Holt Euch eine heiße Trinkschokolade und genießt das Buch, wenn Euch Familiengeschichten über mehrere Generationen ansprechen und Ihr Euch auf diesen Wälzer einlassen wollt. Ich werde wohl hier und da immer wieder an die Familie Jaschi zurückdenken…

 

Matthew Goodman – Die schnellsten Frauen der Welt *

Im November 1889 brechen in New York zwei Frauen in zu einem unerhörten Unternehmen auf: die amerikanischen Journalistinnen Nellie Bly und Elizabeth Bisland wollen den Globus in 75 Tagen umrunden. Sie starten in entgegengesetzte Richtung, Bly mit dem Dampfschiff gen Westen, Bisland mit dem Zug gen Osten. Doch beide haben nur ein Ziel vor Augen und wissen, dass selbst die kleinste Verzögerung fatale Konsequenzen haben wird – es ist nur ein schmaler Grat zwischen triumphalem Sieg und bitterer Niederlage.

Wer hat schon einmal von Nellie Bly & Elizabeth Bisland gehört? Zwei Journalistinnen, welche sich 1889 ein „Rennen“ um die Welt lieferten indem sie Jules Vernes fiktive „80 Tage um die Welt“ nachstellen wollten und unterbieten. Beide schaffen es, wer „gewonnen“ hat erfährt man in diesem Buch.
Und noch sooooo viel mehr. Diese Über 650 Seiten starke Abhandlung (as 50-seitige Quellenverzeichnis nicht eingerechnet) ist ein wahrlicher Wälzer und an manchen Stellen viel zu ausführlich. Besonders, wenn die Erklärungen gar nicht mehr viel mit der eigentlichen Reise der beiden Frauen zu tun hat. Auf den ersten 150 Seiten geht es nur um das Leben der Frauen vor der Reise, was interessant ist um die Persönlichkeiten kennenzulernen, aber 100 Seiten weniger hätten es auch getan. Die Reise selbst ist interessant und einige Anekdoten auch wirklich lustig und sehr viel Wissenswertes ist dabei, doch der Autor verliert sich in Details und Abschweifungen zu allerlei Themen, die zum Teil ermündend sind. Auch wenn ich gelernt habe, wer die Zeitzonen in den USA erstellt hat (es war nicht die Politik) und wie die Geschichte des ersten Reisebüros Thomas Cook ablief. Aber ich muss nicht erfahren wo jede einzelne Person wohnt und ihre halbe Lebensgeschichte, wenn sie für die eigentliche Reise nicht wichtig ist.

Trotzdem ist es eine wichtige Geschichte, besonders in Bezug auf die Stellung der Frau zu dieser Zeit. Und dass auch Frauen „typische“ Männerjobs (und Journalismus war so einer) sehr wohl gut machen können.

Wer sich also von Über 650 Seiten nicht abschrecken lässt, kann zu diesem Buch greifen. Der Rest sollte mal bei Wikipedia vorbeischauen 🙂

 

Dörte Hansen – Altes Land

Das »Polackenkind« ist die fünfjährige Vera auf dem Hof im Alten Land, wohin sie 1945 aus Ostpreußen mit ihrer Mutter geflohen ist. Ihr Leben lang fühlt sie sich fremd in dem großen, kalten Bauernhaus und kann trotzdem nicht davon lassen. Bis sechzig Jahre später plötzlich ihre Nichte Anne vor der Tür steht. Sie ist mit ihrem kleinen Sohn aus Hamburg-Ottensen geflüchtet, wo ehrgeizige Vollwert-Eltern ihre Kinder wie Preispokale durch die Straßen tragen – und wo Annes Mann eine andere liebt.

>> Dit Huus is mien un doch nich mien, de no mi kummt, nennt’t ook noch sien. <<

Viel zu lange lag dieses Buch bei mir im Regal, denn im Grunde kann man es an einem Tag oder zwei Nachmittagen durchlesen. Da bei mir ein Besuch in der Heimat >> dem Alten Land << noch dazwischen stand, habe ich ein paar Tage länger gebraucht, aber immer wieder sehr gerne zum Buch gegriffen. Besonders weil ich eben mittendrin dabei war – Im Alten Land, zwischen Obstplantagen und Bauernhäusern, Deichen, Schafen und der Elbe.
Die Szenerien sind wirklich perfekt beschrieben und ich habe alles vor meinem geistigen Auge sehen können.
Anfangs hatte ich Probleme in die Geschichte hineinzukommen, da zwei Perspektiven für mich noch kein Ganzes ergeben hatten. Als das aber der Fall war, war ich wunderbar in der Geschichte drin. Hin und wieder haben mich die Zeitsprünge irritiert, weil sie auch innerhalb der Kapitel vorkamen. Für all das einen Stern Abzug.
Ansonsten konnte mich das Buch packen! Auf so wenigen Seiten letztendlich wurden viele Charaktere sehr vielschichtig beschrieben, dabei kommt man ihnen erst gar nicht so Nahe, da es in der dritten Person geschrieben ist, die uns berichtet was passiert, aber auch was die Protagonisten empfinden und denken. Für mich war das mal eine ganz andere Erzählart, die aber – auch wenn hin und wieder sehr distanziert – für das Alte Land unheimlich gut passt.
Ich bin dort nicht geboren, aber als kleines Kind dorthin gekommen und aufgewachsen und konnte viele Szenen nachempfinden. Vieles (zum Glück) aber auch nicht. Es ist toll wie die Autorin so eine Tiefe in ihre Charaktere bekommen hat. Ich konnte mit ihnen schmunzeln, lachen aber auch trauern, denn in dieser Geschichte steckt so viel. Vergangenheitsbewältigung und die Suche nach einer guten Zukunft.
Die Charaktere wirken von Außen oft anders als sie sind. Der norddeutsche „Charme“ kommt sehr gut herüber und manchmal hätte ich sie einfach gerne umwarmt.
Die plattdeutschen Passagen habe ich sehr geliebt – ich mag den Dialekt unheimlich gerne!
Dörte Hansen hat einen speziellen Schreibstil, mir hat es letztendlich sehr gut gefallen und das Buch bleibt in meinem Schrank!

 

 

*Rezensionsexemplar