I have always imagined that Paradise will be a kind of library.

 – Jorge Luis Borges

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Jussi Adler-Olsen – Verachtung (Carl Morck 4)

Eine Reihe vermisster Personen aus dem Jahr 1987, die durch eine Person und deren entsetzliches Schicksal verbunden sind: Nete Hermansen. Eine junge Frau ohne jede Chance auf ein selbstbestimmtes Leben, von Menschen grausam misshandelt, wird zwangssterilisiert durch einen fanatischen Arzt und verbannt nach Sprogø, der Insel für ausgestoßene Frauen. Sie nimmt grausam Rache …

Mal wieder grandios als Hörspiel von Audible vertont – Ich hoffe bald kommt auch Bd. 5 heraus!

Am Anfang hatte ich ein wenig Probleme den drei Zeitebenen zu folgen, was aber vielleicht auch an mir lag. Aber spätestens ab dem ersten Viertel war ich drin im vierten Fall vom Sonderdezernat Q. Auch hier tun sich menschliche Abgründe auf und es wird sogar richtig Actiongeladen.

Sehr gut hat mir gefallen, dass man wieder etwas mehr über unsere drei „Ermittler“ erfährt und der „rote Faden“ weitergesponnen wird. Dieses Mal ist dei Gefahr für Carl und auch Assad sehr hoch und trägt sehr gut zur Spannung bei.

Den Twist am Ende habe ich kurz vorher geahnt, was aber wirklich nur wenige Minuten vor der Aufklärung passierte und mich sogar begeistert hat, dass ich mal auf etwas gekommen bin ^^

Weiterhin eine tolle Reihe und ich warte gespannt auf Folge bzw. Band 5

 

Rob Hart – Der Store

Der Store liefert alles. Überallhin. Der Store ist Familie. Der Store schafft Arbeit und weiß, was wir zum Leben brauchen. Aber alles hat seinen Preis.
Paxton und Zinnia lernen sich bei Cloud kennen, dem weltgrößten Onlinestore. Paxton hat dort eine Anstellung als Security-Mann gefunden, nachdem sein Unternehmen ausgerechnet von Cloud zerstört wurde. Zinnia arbeitet in den Lagerhallen und sammelt Waren für den Versand ein. Das Leben im Cloud-System ist perfekt geregelt, aber unter der Oberfläche brodelt es. Die beiden kommen sich näher, obwohl sie ganz unterschiedliche Ziele verfolgen. Bis eine schreckliche Entdeckung alles ändert.

Zuerst einmal ein Lob an die Hörbuchsprecher, die das Ganze zu einem super Hörerlebnis gemacht haben.
Die dystopische Welt in der „Cloud“ (heutzutage wohl am Besten mit Amazon zu vergleichen) ein allmächtiger Online Shop ist. Durchaus eine vorstellbare Zukunftsvision, wenn auch in Teilen gruselig, aber genau das möchte der Autor sicher. Die Geschichte aus drei Perspektiven zu hören hat das Ganze abwechslungsreich gemacht und man schwankt bei der Einschätzung der Protagonisten immer mal wieder hin und her. Gibson als Gründer von Cloud kommt zu Wort, aber hauptsächlich geht es um Zinnia & Paxton die beide neu bei Cloud ihre Arbeit beginnen und beide unterschiedliche Ziele damit verfolgen.

Man fühlt sich beim Lesen hier und da durchaus schlecht, sofern man auch zu den Amazon-Nutzern gehört. Und doch werden Pro & Contra Punkte immer wieder aufgeworfen, so dass man sich als Leser immer wieder selb st hinetrfragt, was ok ist und was nicht. Für ein großes weltveränderndes Ziel, vielleicht so einiges…

Nicht so gut gefallen hat mir, dass einige Handlungsstränge im Nachhinein unwichtig wirken bzw. einfach nicht fortgeführt wurden. Auch das relativ offene Ende hätte ich mir ein bisschen detaillierter gewünscht.

Alles in allem ein lesenswertes bzw. hörenswertes Buch, welches einen doch zum Nachdenken anregt. Themen wie Umweltzerstörung, Ressourcennutzung, Energiegewinnung und letztendlich auch der Sinn im Leben werden auch aufgeworfen. Durchaus ein gutes Buch, bei dem ich mir hier und da aber irgendwie noch mehr gewünscht hätte.

 

Abbie Greaves – Hör mir zu, auch wenn ich schweige

Frank hat seit sechs Monaten nicht mehr mit seiner Frau Maggie gesprochen. Sie haben unter demselben Dach im selben Bett geschlafen und zusammen gegessen – schweigend. Maggie kennt den Grund für sein Verstummen nicht. Erst als sich an einem Abend alles auf Leben und Tod zuspitzt, beginnt Frank die Geheimnisse zu enthüllen, die ihn zum Schweigen brachten.

…ob es als „richtiges“ Buch auch so gut funktioniert hätte…?
Da bin ich mir gar nicht so sicher, denn die Geschichte selbst ist zwar sehr emotional, aber irgendwie auch ruhig. Die „dramatischeren“ Passagen habe ich alle schon sehr früh vorausgeahnt, so gab es inhaltlich keine Überraschungen für mich, aber trotzdem habe ich immer wieder gerne zum Hörbuch gegriffen und wollte vorrangig Frank (später auch Maggie) zuhören. Ihre Geschichte, ihre Schicksale und etwas über ihr Leben erfahren.

Vor allem ist dies aber auch der wunderschönen und bildhaften Sprache der Autorin geschuldet. Sie findet tolle Metaphern und ich konnte mich in die Gefühlswelt (für mich bei den Themen überraschend) gut hineinfühlen.

Da es ein Debütroman ist, werde ich den Namen der Autorin im Hinterkopf behalten und bin gespannt was sie noch schreiben wird.

 

Deepa Anappara – Die Detektive vom Bhoot-Basar*

Detektivarbeit ist kein Kinderspiel. Der neunjährige Jai schaut zu viele Polizei-Dokus, denkt, er sei klüger als seine Freundin Pari (obwohl sie immer die besten Noten bekommt) und hält sich für einen besseren Anführer als Faiz (obwohl Faiz derjenige mit zwei älteren Brüdern und einem echten Job ist). Als ein Junge aus ihrer Klasse verschwindet, beschließt Jai, sein Fernsehwissen zu nutzen, um ihn zu finden. Mit Pari und Faiz an seiner Seite wagt er sich in den verwinkelten Bhoot-Basar und dann weiter hinaus in die verbotenen Viertel der Stadt. Doch mehr und mehr Kinder verschwinden, und die Dinge in der Nachbarschaft werden kompliziert …

 

Puh, mal ein ganz anderes Buch. Eines was mich sprachlich mit vielen ungewöhnlichen aber sehr bildhaften Metaphern begeistert hat:

„Der Smog kämmt mein Haar mit Fingern, die rauchig, aber zugleich feucht sind.“

„…denn in diesem Haus klebt die Trostlosigkeit an einem wie ein schweißnasses Hemd an einem heißen Sommertag.“

„Manche Leute sind nur gekommen, um sich an unseren Tränen und Worten zu laben. Sie tragen unsere Geschichten auf den Lippen, die vorstehen wie Schnäbel, und füttern damit ihre Ehemänner oder Freunde, die nicht hier sind.“

Die Atmosphäre im indischen „Slum“ ist sehr bedrückend und man kann die Essensgerüche förmlich aus dem Buch herausriechen. Die, auf einem wahren Kriminalfall beruhende Geschichte, aus der Sicht des 9jährigen Jai zu lesen war manchmal schwierig für mich und das Buch hat hier und da so seine Längen und konnte mich emotional nicht immer packen. Doch das sich zuspitzende Ende und vor allem der Abschluss und quasi „Epilog“ machen das Buch sehr rund und ich denke, dass ich noch oft an Jai, Pari & Faiz denken werde.

Wer beim Titel allerdings einen Kriminalfall erwartet, bei dem man miträtseln kann, wird enttäuscht werden. Deshalb solltet Ihr das Buch zu Hand nehmen, wenn ihr mehr über die Verhältnisse in einem indischen „Slum“ erfahren wollt und die kindliche und manchmal doch so erwachsene Sicht von Jai dazu.

 

Fang Fang – Wuhan Diary: Tagebuch aus einer gesperrten Stadt

Das Tagebuch der berühmten chinesischen Schriftstellerin Fang Fang aus einer abgeriegelten Stadt ist ein einzigartiges, ergreifendes Zeitdokument über den Kampf gegen einen unsichtbaren Feind, den die Menschen in Wuhan weltweit als erste führten.
Wuhan: Am 25. Januar, zwei Tage nachdem erstmals in der Geschichte eine 9-Millionen-Einwohner-Stadt komplett von der Außenwelt abgeriegelt wurde, beginnt Fang Fang, online Tagebuch zu schreiben. Eingeschlossen in ihrer Wohnung berichtet sie vom Hereinbrechen und dem Verlauf einer Katastrophe, von der Panik während der ersten Tage der Covid-19-Epidemie bis zu ihrer erfolgreichen Eindämmung. Sie erzählt von der Einsamkeit, dem heroischen Kampf des Personals in den Krankenhäusern, vom Leid der Erkrankten, dem Schmerz der Angehörigen von Verstorbenen und der Solidarität unter Nachbarn.

Ein Tagebuch zu bewerten ist mehr als schwierig, denn man sollte es genau als dieses betrachten. Es sind die täglichen Aufzeichnungen der chinesischen Schriftstellerin Fang Fang, die (nicht mit dem Ziel ein Buch zu veröffentlichen!) während des Lockdowns in Wuhan einen Blog führte.

Zuerst einmal würde ich dieses Buch gerne allen um die Ohren hauen, welche hierzulande schreien sie wären eingesperrt und es gäbe keine Meinungsfreihei. Das Wort „Lockdown“ wurde hier bisher auch allzu einfach in den Mund genommen. „Noch“ hat hier niemand einen richtigen Lockdown erlebt! Das nur am Rande…

Fang Fangs Aufzeichnungen sind interessant, spannend und aufwühlend.
…und manchmal fühlt man sich machtlos, bei dem Gedanken, dass so Viele offenbar nichts aus den Lehren Wuhans gezogen haben. Aber auch, dass es solange verschleiert wurde und wir (da beziehe ich mich absolut ein) es lange nicht ernst genommen haben. Wenn Fang Fang von ihren Erlebnissen (zu Hause), dem was sie durch Freunde erfährt und ihren eigenen Gefühlen berichtet zu einem Zeitpunkt, wo wir (und auch das RKI) hier noch recht arrogant von „keinem Risiko“ sprachen wird mir etwas übel. Zur gleichen Zeit saßen Millionen Wuhan-Bürger schon eingesperrt in ihren Wohnungen und hofften täglich auch eine besserung der Lage.

Die Parallelen sind faszinierend und erschreckend. Aber auch Positivität strahlt das Tagebuch aus. Es ist eine Achterbahn der Gefühle. Die Achterbahn die die Autorin den Lesern ihrer Blogeinträge nahe bringt!

Sicherlich hat es hier und da Längen, auch wenn die Kommentare sehr hilfreich sind um einige Zusammenhänge und auch Personen die genannt werden zu verstehen. Die chinesische Kultur ist faszinierend und in einigen Punkten schon ganz anders als in Europa. Auch berichtet Fang Fang oft von Informationen, die ihr zugetragen werden. Befreundete Ärzte zum Beispiel bittet sie immer um Rat. Natürlich ist dies ein recht eingeschränkter Blick, aber viele Themen erkennt man dann doch aus den Berichterstattungen.

Schockierend empfand ich zu lesen wie üblich Zensur in China ist. Wie viele Ihrer Blogbeiträge einfach gelöscht werden, dabei äußert sie sich zwar kritisch zu einigen politischen Themen, verhält sich aber Regelkonform indem sie zu Hause bleibt und sich auch keinen Verschwörungen hingibt. Sie fordert nur sehr oft eine lückenlose Aufklärung der Lage.

Fang Fangs Wuhan Diary empfinde ich als ein wichtiges Zeitdokument, welches ich jedem ans Herz legen kann. Unterstützt Euren lokalen Buchhandel und macht es Euch zu Hause gemütlich, es lohnt sich.

 

Charlotte McConaghy – Zugvögel

Franny hat ihr ganzes Leben am Meer verbracht, die wilden Strömungen und gefiederten Gefährten den Menschen vorgezogen. Als die Vögel zu verschwinden beginnen, beschließt die Ornithologin den letzten Küstenseeschwalben zu folgen. Inmitten der exzentrischen Crew eines der letzten Fischerboote macht sie sich auf den Weg in die Antarktis. Schutzlos ist die junge Frau den Naturgewalten des Atlantiks ausgeliefert, allein die Vögel sind ihr Kompass. Doch wohin die Tiere sie auch führen, vor ihrer Vergangenheit kann Franny nicht fliehen. Ihr folgt das Geheimnis eines Verbrechens, die Geschichte einer außergewöhnlichen Liebe. Und schon bald entwickelt sich die Reise zu einem lebensbedrohlichen Abenteuer.

„Ich bin nur die zweitgrößte Liebe deines Lebens. Aber welcher Trottel wäre denn eifersüchtig auf das Meer.“

„Früher gab es prächtige Flügelwesen, die den Himmel bevölkerten und die jetzt verschwinden […] Dabei verschwinden sie gar nicht… sie werden gewaltsam und unterschiedslos von unserer Gleichgültigkeit hingemetzelt. Unsere Machthaber sind zu dem Schluss gekommen, dass Wirtschaftswachstum wichtiger ist. Das Artensterben scheint Ihnen als akzeptabler Preis für Ihre Habgier.“

Wow, gelockt vom Thema Antarktis, dem wunderschönen Cover und Sarah Sophies Vorschlag eines BuddyRead habe ich zum Glück dieses wunderbare Buch entdecken können.

Der Klappentext verrät nicht viel, weshalb ich hier auch gar nicht zu sehr ins Detail gehen möchte, aber Charlotte McConaghy hat ein starkes Debüt hingelegt. Ihr Schreibstil bietet die perfekte Mischung aus starken Dialogen bei denen man den Charaktere nach wenigen Seiten schon sehr nahe ist und metaphorisch tollen Monologen unserer Protagonistin Franny. Diese ist nicht von Anfang an und auch ganz Allgemein nicht extrem sympathisch, aber wahnsinnig interessant und durchlebt einen sehr eindrucksstarken Wandel.

Die Liebe und Sehnsucht zum Meer ist spürbar, als schlüge man die Wellen mit jeder Seite zusammen mit Franny und der Schiffscrew auf und nieder. Das Salzwasser ist fast riechbar während man die Geschichte nach und nach erfährt und hinter Frannys Geheimnissen & Vergangenheit kommt. Durch Zeitsprünge wird das Ganz wunderbar spannend, aber nicht zu verwirrend.

Ein sehr wichtiger Part nimmt das Thema Artensterben und Klimawandel ein, denn wir befinden uns in einer (leider nicht allzufernen) Zukunftsvision, bei der es mir ein ums andere Mal kalt den Rücken hinunterlief.

Ein Wehrmutstropfen nur zum Ende…

  1. …aufgrund des fehlenden Realismus, was aber vermutlich meiner eigenen Antarktis Erfahrungen geschuldet ist
  2. …des letzten Kapitels, welches ich so nicht gebraucht hätte. An dieser Stelle kann ich nicht mehr schreiben ohne zu spoilern 🙂

Trotzdem ein Highlightbuch! Wer Maja Lundes „Geschichte der Bienen“, so wie ich auch etwas langweilig empfand, aber die Thematik gut, der sollte unbedingt zu Zugvögel greifen >> Alle anderen aber bitte auch!

 

 

*Rezensionsexemplar