Im vergangenen Beitrag (*klick*) ging es um folgende Themen:

    • Geschichte des Antarktis Tourismus
    • Eine Expedition ist keine typische Reise
    • 5 Kriterien für die Wahl des Anbieters
  • Was kostet eine Antarktisreise?

Heute soll es um die strengen Regeln und Bestimmungen des Antarktis-Tourismus gehen, Seekrankheit und die „beste“ Reisezeit.

REISE IN DIE ANTARKTIS – Was ist die IAATO?

Es ist nicht schlimm, wenn Euch die International Association of Antarctica Tour Operators (also die Vereinigung antarktischer Reiseanbieter) nichts sagt. Ich kannte sie vor meiner Reise auch nicht. Diese Organisation ist aber wahnsinnig wichtig für die Antarktis, denn sie fördern das sichere und nachhaltige Reisen rund um den siebten Kontinent.

Alle Betreiber der Passagierschiffe sind Mitglied der IAATO, welche 1991 gegründet wurde. Folgende wichtige Bestimmungen wurden von der IAATO ins Leben gerufen:

Die Personengrenzen: Nur Schiffe mit bis zu 100 Passagieren dürfen zeitgleich anlanden und ab 500 Passagieren darf das Schiff gar keine Anlandungen durchführen („cruise only“). Auch muss je 20 Passagiere ein Guide dabei sein, als fachkundiger Führer, aber auch um die Natur zu schützen.

Koordination: Die Fahrtrouten der Kreuzfahrtschiffe werden so koordiniert, dass nicht mehrere Schiffe am gleichen Ort sind.

Satellitenortung: Die Ortung aller Kreuzfahrtschiffe dient zum einen der Kontrolle, aber auch um im Notfall schnell Rettungseinsätze koordinieren zu können

Verhalten an Land: Hierzu gehören unter anderem die Abstandsregelungen zu den Tieren, das Respektieren der Guides und deren Regeln und das Beachten der markierten Routen. Sowie viele andere Verhaltensregeln, die ihr aber auch immer wieder an Bord erklärt bekommt und welche auch einfach dem gesunden Menschenverstand folgen. Also nein – Ihr dürft keine Pinguine im Rucksack mit nach Hause nehmen!

Biosecurity: Damit sich keine nicht-heimischen Pflanzen auf den Falklandinseln, Südgeorgien und in der Antarktis verbreiten gibt es regelmäßige Biosecurity-Checks bei denen alle Kleidungsstücke, die ihr mit an Land nehmt abgesaugt und von Gräser und Saaten befreit werden (sehr akribisch mit der Pinzette, wenn es sein muss). Auch müsst ihr vor und nach jeder Anlandung durch eine Desinfektionswanne gehen und Eure Gummistiefel ordentlich abschrubben, was auch von der Crew überprüft wird.

 

Vessel Black Out: Damit keine Seevögel nachts auf dem Schiff landen und dort hängenbleiben, da sie die Luftströmung vom Meer brauchen, um fliegen zu können, werden zur Dämmerung alle Vorhänge geschlossen und auch die Lichter auf den Außendecks gelöscht. Wer irgendwo eine gestrandeten Vogel sichtet soll die Crew informieren, die kümmern sich dann darum ihn wieder zum Fliegen zu bekommen.

Falcon wartet auf die Gäste
Kayak Club

REISE IN DIE ANTARKTIS – MARPOL Vorschriften und Umweltschutz

Bei kaum einer Region ist man sich so einig zum Thema Umweltschutz, dass man hofft solch strengen Regeln würden auch anderswo eingeführt werden.

Das weltweit bindende Regelwerk „International Convention for the Prevention of Marine Pollution from Ships“ (kurz: MARPOL) der UN-Organisation definiert alles südlich des 60. Breitengrades als Antarktis-Region. Dies schließt auch die South Shetland und die South Orkney Inseln ein.
Seit August 2011 ist es ist die Verwendung von Schweröl als Treibstoff verboten. Dies hat die vorher noch operierenden großen Kreuzfahrtschiffe vom Markt verdrängt. Und auch die kleinen Schiffe (unter 500 Passagiere) fahren ohnehin nicht mit Schweröl.

Auch wurden die Reisen dadurch teurer, denn der Marine Diesel oder Marine Gas ist hochpreisiger als das billige Schweröl. Dieses darf nicht einmal in den Tanks der Schiffe lagern, da sich Schweröl im Falle eines havarierenden Schiffes, und aufgrund der kalten Temperaturen, jahrelang nicht zersetzen würde. Auch werden die Emissionen von Schwefeloxiden damit stark reduziert. Einzige Ausnahme des „Schweröl-Bann“ sind Rettungsaktionen.

Deception Island

REISE IN DIE ANTARKTIS – Wie fit muss ich sein?

Eine gewisse „Grundfitness“ würde ich absolut empfehlen, damit Ihr die Reise auch komplett genießen könnt. Wer kein Problem hat in ein Schlauchboot zu steigen und aus diesem wieder herauszukommen – bei den nassen Anlandungen wisst Ihr dann auch warum ihr immer Gummistiefel tragt – der wird auch alle Ausflüge an Land oder eben per Zodiac machen können.
Ihr solltet allgemein gesund sein, denn es gibt zwar einen Schiffsarzt und eine ganz gute Ausstattung an Bord, aber eben keine Spezialisten oder Krankenhäuser in der Nähe. Die können mehrere Tage entfernt sein.
Auch sollte es kein Problem für Euch sein kleine Steigungen zu gehen und im Schnee zu stapfen. Die älteste Passagierin war über 85 und konnte jede Anlandung mitmachen. Letztendlich muss jeder für sich entscheiden, ob er sich das Ganze zutraut.

Vorab bekommt man einen Fragebogen, wo genau diese Themen abgefragt werden und man gut einschätzen kann, ob die Reise etwas für einen ist.

 

SEEKRANKHEIT
Danach wurde ich wohl mit am Meisten gefragt. Ich persönlich habe absolut keine Probleme mit Seekrankheit und mir ist auch bei starkem Wellengang noch nie schlecht geworden. Damit gehöre ich aber offenbar zu einer Minderheit, denn von den knapp 100 Passagieren hatten ca. 80-90 mit mehr oder weniger starker Seekrankheit – besonders an den Seetagen – zu kämpfen und dabei hatten wir maximal 4m hohe Wellen, was für die Gegend absolut ruhige See ist. Selbst die Drake Passage war mehr als entspannt.

Wer schon weiß, dass er Probleme haben könnte sollte vorab seinen Arzt aufsuchen. Einige hatten verschreibungspflichtige Pflaster gegen Seekrankheit und kamen damit ganz gut klar. An Bord werden aber auch kostenfrei Tabletten verteilt. Die helfen bei manchen mehr oder weniger gut. Es gab zwei verschiedene Varianten und viele werden davon extrem müde und haben oft die halben Seetage verschlafen. Man muss sich dann entscheiden, ob man die Übelkeit aushält, wenn sie vielleicht nicht so arg ist, oder einen Großteil der Aktivitäten auf dem Schiff an Seetagen verschläft.

Vielen helfen auch die „Hausmittel“:

  • frische Luft
  • Auf den Horizont schauen
  • Essen, Essen, Essen! Am besten Kohlenhydrate. Der Magen sollte immer voll sein. Das ist auf dem Schiff absolut kein Problem 😉
  • Ingwer: Auch hier gab es immer frischen Ingwertee an der Tee/Kaffee-Station aber auch Ingwer im „normalen“ Essen verarbeitet
  • Alkohol meiden

Bedenkt nach einer so langen Reise auf See übrigens auch, dass manche danach „Landkrank“ werden und ähnliche Symptome noch ein paar Tage auf dem Festland haben.

REISE IN DIE ANTARKTIS – Kinder in der Antarktis

Die jüngste Person auf meiner Reise war 27 Jahre alt, die älteste 88. Im Schnitt sind Antarktis-Reisende schon etwas älter. Ich würde schätzen um die 50 bis 60 Jahre. Das liegt natürlich zum einen am doch recht hohen Reisepreis, aber auch bei Vielen daran, dass sie schon einen Großteil der Welt bereist haben und die Antarktis „noch auf dem Plan stand“. Das „letzte große Abenteuer“ sozusagen. Auch schenken sich sehr viele diese Reise zu einem besonderen Geburtstag. In 3 Wochen hatten wir ca. 15 Geburtstage, die im Restaurant mit Gesang und Kuchen vom Service gefeiert wurden. An einem Abend waren es sogar 3 (!) Geburtstage. Und auch ich hatte erst überlegt meinen 35. in der Antarktis zu feiern, mich dann aber doch für die erste Tour der Saison entschieden.

Jugendliche oder gar Kinder gab es auf der Reise keine und sind auch eher eine Seltenheit. Auch dies liegt sicher zum einen am hohen Reisepreis, aber auch an der Abgeschiedenheit der Region. Wenn hier ein medizinischer Notfall passiert, muss der Schiffsarzt es richten. Krankenhäuser und spezielle medizinische Hilfe ist tagelang entfernt. Ob man seinem Kind dieses Risiko aussetzt muss jeder selbst entscheiden.

Gleichzeitig müssten Eltern auch entscheiden, ob eine solche Reise für Ihr Kind überhaupt „lohnenswert“ ist. Es gibt keine Kinderbetreuung und die Aktivitäten an Bord sind sicher nicht sonderlich kindgerecht. Laut AGB ist das Mindestalter 12 für die Reise bei Poseidon Expeditions, auf Nachfrage und in einem persönlichen Gespräch wird geprüft, ob auch jüngere Passagiere zugelassen werden. Wer also zwingend sein 8jähriges Kind für eine 5-stellige Summe mitnehmen möchte, sollte einfach direkt die Reiseanbieter anfragen.

REISE IN DIE ANTARKTIS – Die beste Reisezeit

Grundsätzlich ist die „beste“ Reisezeit in der Antarktis die, in der die Schiffe überhaupt fahren können, da die Küsten nicht mit zu viel Seeeis versehen sind. Das ist von Mitte Oktober bis Mitte März.
Die für Euch perfekte Reisezeit hängt stark davon ab, was Euch wichtig ist zu sehen. Bei den Anbietern wird der antarktische Sommer (Dezember/Januar) als Hochsaison gehandelt und hier sind die Reisen am teuersten.

Frühsommer (Oktober/November)
Der Beginn der Saison und „Frühling“ in der Antarktis. Das heisst es befindet sich noch viel Eis und Schnee auf dem Wasser und an Land. Die Seeelephanten liegen am Strand und behüten ihre Babys. Die riesigen Pinguinkolonien stehen in Südgeorgien zusammen und der Nestbau beginnt. Ganz knuffig sind die Kaiserpinguinküken aus der Vorsaison – die großen braunen „Flauschbälle“.

Für mich war dies die perfekte Reisezeit: Ich wollte viel Eis und Schnee sehen und hatte mit dem Rest ordentlich Glück: Alle Pinguinarten wurden besucht, dazu haben wir viele Wale gesehen, wahnsinnig viele sonnige und „warme“ Tage gehabt, so dass wir alle geplanten Aktivitäten durchführen konnten, was absolut nicht üblich ist und Babys bei den Seeelephanten (große Babys bei den Königspinguinen) waren auch zu sehen.

Hochsommer (Dezember/Januar)
Die Pelzrobben lösen die Seeelephanten langsam am Strand ab und bilden ihre Kolonien. Das Wetter ist (voraussichtlich) etwas wärmer und die Tage sehr lang. Zum Teil geht die Sonne gar nicht komplett unter. Die ersten Pinguinküken schlüpfen.

Spätsommer (Februar/März)
Das Eis hat sich weitgehend zurückgezogen und auch weiter südlich sind Anlandungen möglich. Dies ist die beste Zeit für Walbeobachtungen, wobei wir im Frühsommer auch mehrere Tage mit Walsichtungen hatten. Die Pinguinküken werden flügge und die Kolonien leeren sich. Aufgrund des schmelzenden Schnees befindet sich allerdings auch sehr viel Pinguin-Guano an land >> Nase zu und durch 😉

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Werdet Ihr Seekrank?

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