Andere Länder – andere Sitten

…sagt man so schön! Das gilt natürlich auch für Australien. Tatsächlich sind die Unterschiede im Zuge der Globalisierung und der Tatsache, dass es ein Land der Einwanderer ist und viele Kulturen beherbergt, weniger gering als man vielleicht von einem so weit entfernten Kontinent vermuten mag. Und doch ist mir bei meiner langen Reise durch dieses wunderschöne Land einiges aufgefallen, was hier einfach anders läuft.

I. Linksverkehr nicht nur für Autos

Als ehemalige englische Kolonie gilt Down Under Linksverkehr. Das ist sicher jedem klar! Doch auch als Fußgänger muss man sich erst einmal daran gewöhnen, dass nicht nur Autos und Busse auf der (für uns) „falschen“ Seite fahren, sondern auch die Fußgänger links laufen und die Rolltreppen auf der linken Seite nach oben oder unten führen.

Ihr glaubt gar nicht wie oft ich in den Großstädten in Menschenmassen gelaufen bin, weil ich einfach einen anerzogenen „Rechtsdrall“ habe. Zum Glück sind hier alle sehr nett. Lustigerweise passierte es gerade immer dann, wenn ich ganz stolz dran dachte bzw. mich schon langsam daran gewöhnt hatte, dass ich als „Linksgehender“ in eine Horde Touristen lief, die es selbst noch nicht drauf hatten 🙂

II. Kein Service = Kein Trinkgeld

Man hat mich an den ersten Tagen sicher sehr schnell als Tourist enttarnt, wenn ich es mir mal wieder in einem Restaurant oder Café gemütlich gemacht habe und minutenlang auf die Bedienung wartete. Das ist hier nämlich nicht so üblich wie bei uns. Zum Großteil wird sogar in Restaurants direkt am Tresen das Essen und die Getränke bestellt und man setzt sich erst dann an seinen Platz. Ein Schildchen mit einer Nummer zeigt dann dem Service wo sie die bestellten Leckereien hinbringen sollen. Das hat so seine Vor- und Nachteile:

VORTEILE

  • Ihr seid schnell wieder aus dem Restaurant raus – kein Warten auf die Bedienung um zu zahlen
  • Trinkgeld (welches in Australien an sich nicht üblich ist) erübrigt sich. Schließlich hat man beim Bezahlvorgang keinen Service erfahren und erst recht noch nicht sein Essen probiert

NACHTEILE

  • Gemütliches Stöbern in der Karte entfällt – Man steht meist mitten im Gang und analysiert schnell das Menü
  • Aus Faulheit ordert man selten noch etwas nach – Das ist dann wohl eher der Nachteil des Betreibers, weil ich mir sicher bin, dass sie mehr einnehmen könnten, wenn jemand aus dem Service fragt, ob man noch etwas möchte

PS: Wer trotzdem etwas Tip (Trinkgeld) hinterlassen möchte findet hierfür hin und wieder kleine Gläser an der Kasse.

III. Steckdosen-Schreck

Wie oft habe ich in den ersten Wochen, noch schlaftrunken am Morgen, einen Schreck bekommen, weil ich dachte dass mein Föhn oder gar das ghd kaputt seien. Stecker in die Steckdose (mit Adapter dazwischen) und los geht’s funktioniert hier leider nicht. Fast alle Steckdosen haben noch einmal extra einen Schalter, um sie an und aus zu stellen. Sicherlich gar nicht so unpraktisch, weil vielleicht sicherer, aber auf den ein oder anderen Schreck hätte ich verzichten können 🙂

IV. Freundlichkeit pur

Jeder Reisende wird es bestätigen können und besonders in Australien fällt es auf. Ein Großteil der Leute ist sehr viel freundlicher als in Deutschland und gefühlt habe ich in den ersten Tagen öfter ein Lächeln einfach so auf der Straße bekommen, als in Deutschland im ganzen Jahr. Auch wird gerne einmal kurz geplaudert, wenn man zusammen auf den Bus wartet oder im Tierpark vor dem Gehege steht. Das ist erst einmal sehr gewöhnungsbedürftig und viele Deutsche, die hier ebenfalls sehr lange reisen meinten auch, dass man zuerst einmal vom schlechtesten ausgeht. „Will der mich jetzt bestehlen“ – Traurig eigentlich, dass man das denkt. Aber nein – die wollen hier einfach nur nett sein. Wer bedankt sich denn zum Beispiel schon in Deutschland beim Busfahrer, wenn er aussteigt? Ich nehme mich da nicht aus…

Ich möchte damit nicht sagen, dass hier Down Under immer alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, aber es fällt enorm auf, dass hier die Mehrheit der Leute sehr nett und hilfsbereit sind, statt grummelig und miesepetrig wie in Deutschland. Vielleicht liegt’s am Wetter….

V. Kaffeekultur – Was bedeutet Flat White und Long Black?

„They take coffee really seriously!“

Dass die Australier ihren Kaffee lieben, Baristas die Götter der Branche sind und selbst das kleinste Café oder gar die Touristenfähre einen richtigen Kaffeevollautomaten besitzt und jeden Kaffee frisch aufbrüht habe ich Euch schon im Melbourne Food Guide berichtet.

Doch wusstet ihr, dass hier die Bezeichnungen für diverse Kaffeekreationen ganz anders sind als in Europa? Wie bestellt Ihr Euch zum Beispiel einen Milchkaffee? Oder einen klassisch Schwarzen?

Dieses Schaubild zeigt perfekt, womit Ihr rechnen müsst, wenn Ihr einen Flat White oder Long Black bestellt. Der Long Black kommt dem klassischen Filterkaffee sicher am Nähesten, auch wenn er mit Espresso und heißem Wasser gemacht wird. Mein Liebling war zum einen der Flat White, den ich mit einem Café au Lait/Milchkaffee vergleichen würde, weil ordentlich Milch enthalten ist. Zum anderen habe ich nach einigen Wochen endlich herausgefunden was ein Mocha ist. Ich hatte da nur den türkischen Mokka im Kopf und den wollte ich ganz sicher nicht trinken. Doch in Australien versteht man darunter einen Milchkaffee mit Kakao und Kakaopulver oben auf. Super lecker und nicht ganz so mächtig wie eine heiße Schokolade, die meist auch noch mit Marshmallows serviert wird. Sehr schade, dass es in Deutschland noch keinen Kaffee-Kakao gibt, aber zu Hause werde ich den auf jeden Fall mal nach-kreieren.

Wusstet Ihr schon von diesen australischen „Besonderheiten“?

14 Gedanke zu “5 Dinge, die in Australien anders sind…”
  1. Ich habe „Mocca“ im Sinne von „Kaffee mit Schokolade“ in einigen deutschen Kaffees gesehen. Mir schmeckt das leider nicht, weil sowohl Schokolade als auch Kaffee bitter sind und sich beides nicht gut ergänzt. Bei „Balzac“ gibt es sogar Kaffee mit einer French Press für den Tisch – das finde ich sehr interessant!

    1. Jupp, diese Art von Mocha (Kaffee und Schokolade) gibt es hier in Deutschland eigentlich überall, sogar Starbucks und McCafé haben/hatten ihn im Angebot, auch als Frappuccino oder ‚on ice‘ 😉
      Nur meinen geliebten Flat White findet man leider nicht so häufig: Starbucks Version ist einfach nicht dasselbe ;P
      Die Aussies und Kiwis habens einfach drauf in Sachen Kaffee!

  2. Vereinzelnd gibt es denn Kaffee-Kakao schon auf den Karten in Deutschland. Aber da ist sicher viel Luft nach oben. 🙂
    Es wäre so schön, wenn sich diese Freundlichkeit hier auch ausbreiten würde. Ich fahre viel Bus und wie viele sich ohne ein „Hallo“ oder ähnlichem an dem Fahrer vorbei drücken finde ich echt traurig. Dann aber losbrüllen, falls der Fahrer ganz selten mal einen Haltewunsch übersieht. 🙁

    1. Ich gebe zu dass ich den Busfahrern nie Hallo sage, aber in Hannover steigt man einfach hinten ein, weil man erst ab 20 Uhr vorne seine Karte zeigen muss… Ich seh den Fahrer also eigentlich nie 🙂 Aner grundsätzlich hast du schon recht…

  3. Das mit dem Kakao/Kaffee habe ich schon mal in einem türkischen Café in Bremerhaven erlebt und war sehr sehr angetan und mach das jetzt zu Hause auch ab und an.
    Das Autos auf der falschen Seite fahren (für mich falsch…) ist schon komisch, aber das man das auch als Fußgänger machen muß, oh Gott ich würde dauernd Leute übern Haufen laufen. 😀
    Das mit den Steckdosen find ich total praktisch, das könnte es hier auch mal geben. Spart nochmal Strom, denn zb zu Hause lasse ich die Ladekabel (und es sind eine Menge!) immer an der Steckdose (pure Faulheit, ich geb es zu). Und einen kleinen Knopf zu drücken würde sogar ich noch hinbekommen (nach Wochen der Eingewöhnung in denen ich dauernd leere Akkus hätte weil ich es doch wieder vergessen habe!).

    PS.: das mit den niedlicheren Tieren (Instagram)…da muß ich ungesehen Wiedersprechen! :DDD Meine (Hunde)Jungs sind definitiv niedlicher: 😉

  4. An die Freundlichkeit kann ich mich noch gut erinnern besonders im Gegensatz zur deutschen Heimat. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir da eine Begebenheit vom Rückflug von Australien nach Deutschland nach einer Exkursion. Wir hatten schon 18 oder 20 Stunden Flug hinter uns und waren fertig mit der Welt und es war Nachmittag und ich wollte noch etwas vor der Landung schlafen, also habe ich meinen Sitz leicht nach hinten gestellt. Sofort hatte ich ein Knie im Rücken und eine empörte, deutsche Stimme in meinem Ohr „Das ist eine Frechheit! Jetzt wird nicht zurückgelehnt!“ War garantiert ein Oberstudienrat, den Typ riecht man ja eine Meile gegen den Wind. Worauf ich ganz brav, den Sitz hochstellte und vernehmlich sagte „Welcome to Germany“. Klar ich hätte fragen sollen, aber ich könnte wetten, dass ein Australier mich höflich gefragt hätte, wie lange ich den schlafen wollen würde und ob ich es noch bis zur Landung ohne aushalten würde. Gefühlt ist jedes Land höflicher als Deutschland. Gibt da auch individuelle Unterschiede, aber im letzten England/Schottland-Urlaub haben uns die Leute auch immer wieder freundlich angesprochen, ob wir etwas suchen würden oder ob man uns weiterhelfen könnte.
    Die Sache mit den Steckdosen ist mir auch in England aufgefallen. Eigentlich eine clevere Lösung, um Strom zu sparen, wenn man die Steckdose selber ausstecken kann. Meine Mutter hat an die meisten Steckdosen zu Hause noch mal so abschaltbare Extrasteckdsosen gesteckt, daher bin ich vorbereitet gewesen und sehe immer gleich nach, ob es vielleicht daran liegen könnte, wenn etwas nicht funktioniert. Allerdings hatten wir im Urlaub ein Problem mit dem Adapter. Ich konnte ihn nicht ausprobieren (wer kann das in Deutschland schon ;)) hatte aber auch nicht die Werte wie Volt und Ampere überprüft und da konnte mein Handy dann nicht laden, weil die Amperezahl zu gering war. Schreck in der Abendstunde, besonders wenn man in einem B&B mitten (wirklich mitten) in der Pampa zwischen Kühen und Schafen sitzt. (Zum Glück war ein niederländisches Ehepaar im Nachbarzimmer, das konnte uns einen Adapter leihen).
    Richtig toll wird Kaffee (auch Filterkaffee) wenn man etwas Kakao, eine Spur Zimt und eine angestoßene Kardamom-Kapsel hinzugibt. Ich persönlich nehme auch gerne frisch gemahlene Muskatnuss, um dem ganzen einen Extra-Kick zu verleihen!

    1. Ich wette der Australier hätte sich vielleicht eher für seine langen Beine entschuldigt und dafür dass die Airline die Sitze nicht weiter zurücklehnen lässt Ja, so ist das leider… Ich „freue“ mich schon auf den Kulturschock am deutschen Airport und in der Bahn – Zwei nahezu garantiere Orte um auf richtig unfreundliche Menschen zu treffen 🙁 Kakao und Zimt min kaffee klingt geoßartig…bei Kardamom bin ich noch skeptisch, das ist net so meins – Aber stattdessen würd ich einfach noch mehr Zimt reinhauen

  5. Oh ja die Freundlichkeit der Australier ❤ Gerade im Bus ist mir das auch extrem aufgefallen und wenn man als Touri mal etwas ‚lost‘ ist. In Cairns hat der Busfahrer sogar mal nen Umweg gemacht weil wir woanders hin mussten als der Bus

  6. Mocca gibt’s in jedem Sturbucks. Auch wenns es vielleicht nicht dran steht, bekommen habe ich immer einen.
    Also einfach mal nachfragen. Das ist auch der einzige Kaffee der mir schmeckt. Ist einfach nicht ganz so… kaffeeig?

    Die Freundlichkeit ist ja bei solchen Posts auch immer ein Thema. Und manchmal frag ich mich, wo das herkommt. Tatsächlich empfinde ich die Deutschen nicht als unfreundlich. Und wenn man selbst ein lächeln zuerst schenkt, dann bekommt man auch meistens eins zurück. Aber ich weiß schon was du meinst, es ist eine komplett andere Art der Freundlichkeit. Ich muss gestehen, ich hatte auch so meine Probleme mit dieser übertriebenen Freundlichkeit (war in Kanada). Sobald man in einen Stadtplan geschaut hat, kam keine 5 Sekunden später einer an und wollte helfen. Nett gemeint, aber manchmal will man auch erstmal selbstständig klar kommen. Gefährlich wurde es beim Verkehr. In Kanada waren die Autofahrer so freundlich, dass sie wirklich für jeden Fußgänger angehalten haben. Immer. Daran gewöhnt man sich schnell und zurück in Deutschland… das wäre fast ein-zweimal schief gegangen 😀

    Hab noch eine schöne Zeit.

  7. Oh, Nummer 1, 2 und 4 kenne ich auch aus Schottland.
    Auf Linksverkehr war ich mental vorbereitet (gerade auch weil ich für die Highlands einen Mietwagen hatte). Ich habe mich sogar relativ schnell an den Linksverkehr gewöhnt – so sehr dass ich nach meiner Rückkehr eine ganze weile immer zuerst in die falsche Richtung geschaut habe, beim Straße überqueren (und dabei war ich nur 14 Tage auf der „falschen“ Seite unterwegs).
    Nr. 2 fand ich in Schottland verwirrender. Man hat entweder ganz normal am Tisch bestellt und bezahlt, am Tisch bestellt und an der Theke bezahlt oder an der Theke bestellt und bezahlt 😀 . Aber da auch die Schotten sehr freundlich sind, war das nicht weiter schlimm wenn ich mal etwas irritiert geschaut habe.
    Dafür dass UK eigentlich eher für Tee bekannt ist, war ich sehr begeistert vom Kaffee in Schottland. Das Essen war auch deutlich besser als erwartet (insbesondere das vegetarische Angebot, selbst im kleinsten Nest, finde ich deutlich besser als in Deutschland).

      1. Ja, Schottland war Liebe auf den ersten Besuch. Edinburgh ist so toll, fühlt sich zwischenzeitlich wie eine zweite Heimat an.
        Bisher war ich hauptsächlich auf der Isle of Skye. Einmalige Landschaften <3
        Nächstes Jahr wird mehr von Schottland erkundet, aber Skye muss trotzdem ein paar Tage sein.
        Wenn es dich interessiert, ein paar Impressionen sind auf meinem Instagram Account (Kaelmara).

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