Donnerstag 31.10.2019 – Südgeorgien #3.1
#1 Grytviken
Man traut es sich kaum zu sagen, aber es ist bereits der dritte Tag in Folge mit unglaublichem Wetter. Blauer Himmel und Sonnenschein. Dazu noch weniger Wind als an den Vortagen; demnach also windstill. Eigentlich viel zu heiß für all die Skihosen und dicken Jacken die wir tragen. Mütze, Schal und Handschuhe lasse ich nach der Zodiacfahrt direkt im Rucksack und da bleiben sie auch bis zum Ende des Ausfluges an diesem Morgen.
Der offizielle Biosecurity Check verläuft zum Glück ohne größere Vorkommnisse; das Schiff ist frei von Ratten und auch beim Check der Schuhe gab es nicht mehr als 5 Beanstandungen, so dass wir an Land gehen konnte.
PS: Hier sind die Regeln noch strenger als an den anderen Anlandungen, so dass man nicht einmal seinen Rucksack auf den Boden stellen darf.
Das Zodiac landet am Strand, direkt neben Seeelefanten und vor dem Friedhof, auf dem unter anderem 1922 Ernest Shackleton begraben wurde. Der berühmte britische Polarforscher, welcher an vier Antarktisexpeditionen teilnahm, von denen er bei dreien als Expeditionsleiter tätig war.
Wer möchte konnte sich hier einer geführten Tour durch Grytviken anschließen auf der Sarah, welche seit 25 Jahren die Sommer dort verbringt, berichtet wie die Walfang- und verarbeitungsstation früher aufgebaut und geführt wurde. Ziemlich spannend übrigens als sie fragte, wer der Reisenden über 55 Jahre alt ist – denn in diesem Fall hat jeder schon einmal Wal gegessen. Zumindest in Form von Margarine. Bis 1966 war die Walfangstation aktiv und das auf industrielle Weise. In 20 Minuten wurde hier ein komplette Wal „verarbeitet“. Bis zu 6 Wale wurden pro Schiff gleichzeitig gefangen und an Land gebracht.
Außerdem gibt es ein Museum zu besichtigen, eine Poststation in der man seine Karten abgeben (alle 6 Wochen kommt ein Schiff um Post und Vorräte zu bringen) und eine Kirche, welche man besichtigen kann. Grytviken ist nicht groß, aber voll von Geschichte des Walfangs und wirklich spannend. Im Museumsshop erstehe ich noch eine kleine Flasche Falkland-Gin und ein Longsleeve, welches ich direkt wasche und für die weitere Reise nutze, nahezu darin lebe. Es zeigt sich mal wieder, dass man mit den richtigen Kleidungsstücken nicht viel Gepäck braucht, weil man die gleichen Sachen eh immer wieder tragen will.
Auch eine sehr idyllisch gelegene Kirche gilt es zu entdecken und wer mag kann sogar die Glocke läuten lassen. Dass lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen 😉
Die zweite angebotene Wanderung auf der Reise nehme ich dieses Mal war und bereue es nur zwei bis dreimal auf der Tour ^^ In 50 Minuten kraxeln wir 200 Höhenmeter hinauf durch viel Schnee, welcher langsam beginnt zu tauen. Sehr anstrengen, da man die meiste Zeit zu Boden schaut, um nicht auszurutschen und in den Fußstapfen des Vorgängers zu treten. Doch die geniale Aussicht zum einen in die benachbarte Bucht und zum anderen zwischen den Bergformationen hindurch ist die Strapaze wert.
Bei der Rückkehr wird auf dem Außendeck gegrillt und mit Musik das grandiose Wetter gefeiert. Zum Glück habe ich meinen Sonnenschutz noch einmal aufgetragen, denn die quasi nicht vorhandene Ozonschicht brennt auf der Haut und nicht wenige Passagiere haben spätestens jetzt den ersten Sonnenbrand.