Ich habe definitiv keinen grünen Daumen – zumindest was Blümchen und andere „Deko-Pflanzen“ betrifft. Entweder habe ich zu selten gegossen oder dann viel zu viel, wenn ich bemerkt habe dass die Blätter schon hängen – auf jeden Fall habe ich noch jede Topfpflanze fertig gemacht! Wer mir also so ein hübsches Blümchen geschenkt hat unterschrieb damit direkt das Todesurteil für das arme grüne Schätzchen.

Nach 2 Jahren und einigen Opfern habe ich eingesehen, dass meine Wohnung kein Grünzeug braucht und ich nicht länger für deren Verderben verantwortlich sein wollte.

Wie ich letztendlich auf die Idee kam Gemüse auf dem Balkon anzupflanzen weiß ich allerdings auch nicht. Doch in den letzten Monaten habe ich gemerkt, dass mir dies viel mehr liegt und so viel Freude bereitet, dass ich jedes Jahr meinen eigenen kleinen Bio-Garten einrichten werde.

„Urban Gardening“ heißt der neue Trend. Städter, die auf Balkonen, Dachterrassen und eigenen kleinen Schrebergärten Ihrer Gärtnerlust freien Lauf lassen. Im Grunde nur die logische Fortsetzung des „Bio-Trends“. Ich persönlich glaube nämlich nicht jedem Bio-Etikett was auf den Supermarkt-Produkten klebt. Selbst groß gezogen und geerntet – DAS ist für mich dann wirklich Bio und diesen Sommer konnte ich Zucchini und Tomaten aus eigener Produktion genießen!

— Start —

Mir war sofort klar, dass ich meine zwei liebsten Gemüsesorten anbauen möchte: Zucchini und Tomate!

Die Tomatenpflanze wächst in die Höhe und die Zucchini tummelt sich am Boden, so dass ich beide in einem großen Kübel anpflanzen konnte. Ebenfalls mögen sie ähnliche Bedingungen, so dass sie sich auch gut die gleiche Erde, gleichen Dünger und einen Platz an der Sonne teilen können.

Gestartet habe ich mit einem großen viereckigen Kübel, den ich im Baumarkt geholt habe. Das Angebot ist groß genug, so dass wohl jeder etwas passendes für sich und seinen Stil finden wird. Dazu einige Kilo Erde gekauft und Dünger von den Eltern geschnorrt 🙂

Pflanztag

Ich habe je eine kleine Pflanze online bestellt, da ich in der Umgebung keine Zucchini-Pflanzen gefunden habe. Mit der Aufzucht von Samen wollte ich noch nicht direkt starten – ich bin schließlich Anfänger.


Ich habe die Pflanzen zwar gut verpackt und zu einem guten Preis bekommen, aber die gelbe Zucchini entpuppte sich als Grüne, die Schoko-Tomaten als ganz normale rote Tomaten und die Kulanz nach meiner Beschwerde war nicht gegeben, was ich sehr schade finde. Sie haben schließlich kein Vermögen gekostet. Anstatt mir mein Geld zu erstatten, verlangten sie doch tatsächlich, dass ich die Pflanzen zurückschicke! Ich soll also eine gesunde Pflanze aus der Erde reißen und sie durch halb Deutschland schicken, damit der Mitarbeiter des Shops sie sich anschaut und wegschmeißt, samt erntereifer Früchte?!


Ich habe eine Weile überlegt, ob ich Euch den Shop nenne, da ich eigentlich keine Werbung dafür machen wollte. Aber irgendwie muss ich Euch auch warnen. Bei Ahrens + Sieberz werde ich nichts mehr kaufen!

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Ab Lieferung war es relativ einfach – Die Pflänzchen werden schön eingebuddelt und gegossen. Und das natürlich regelmäßig. Und nun konnte ich ihnen förmlich beim Wachsen zuschauen, was große Freude bereitet hat.

 

— Die gelbe grüne Zucchini —
Die Pflanze hat mich sehr überrascht, denn sie hat sich ordentlich
ausgebreitet und ist riesig geworden. Auch nach wenigen Wochen kamen die
ersten Blüten zum Vorschein. An einer Pflanze entstehen sowohl
männliche wie auch weibliche Blüten. Letztere tragen die Zucchinifrucht.
 Blüten und Blätter
 Die männliche Zucchiniblüte
 Die weibliche Blüte

 

Hin und wieder habe ich einige der riesigen Blätter gestutzt, damit auch Sonne an die Blüten und Früchte kommt. Achtung – diese sind recht pieksig.

Nach nur knapp 9 Wochen konnte ich meine erste Zucchino ernten. Eine 23cm lange und 520g  schwere Köstlichkeit – Ihr könnt Euch vorstellen wie stolz ich war!

Zucchini kommen aus dem italienischen und heißt übrigens „kleine Kürbisse“ – vielleicht liebe ich sie deshalb auch so sehr 🙂 Die Einzahl nennt sich Zucchino (damit könnt Ihr beim nächsten Kochabend mal ein bisschen klugscheißern).

Mit meiner ersten selbst gezogenen Zucchini habe ich die Sojaschnetzel zubereitet und ein Zucchinipuffer-Rezept inkl. tollem Dip ausprobiert, welches ich Euch noch zeigen werde.

Sie war unheimlich schmackhaft und alleine schon deshalb köstlich, weil ich dabei zugeschaut habe, wie sie auf meinem Balkon gewachsen ist. Mehr Bio geht nicht!

Allgemeines
Standort: sonnig und warm
Boden: locker und humos
Wassergaben: gleichmäßige Versorgung
Platzbedarf: 1,5 bis 2 m² Platz, je Pflanze
Blüte: männlich und weibliche Blüten. Nur die weiblichen Blüten fruchten, wobei nur wenige männliche Blüten zur Befruchtung der weiblichen Blüten ausreichen. Sobald nach der Befruchtung die Fruchtknoten schwellen, beginnen die Blütenblätter zu welken – diese stets entfernen.
Blütezeit: ab Juni (den ganzen Sommer über) Zuerst erscheinen die männlichen Blüten (zu erkennen an langen und dünnen Stielen), die weiblichen Blüten (kurze Stiele) erscheinen danach.
Erntezeit: von Juni bis Oktober
Schnitt: zu üppig gewordenes Laub kann abgeschnitten werden
Einjährig und nicht winterhart

 

Schokoladen Tomate Kakao

Ich liebe Tomaten und kann sie, wie auch die Zucchini, in unendlich verschiedenen Varianten essen: Zum Frühstück einfach pur, im Salat, als Soße oder Suppe und und und…..

Blatt und Blüte
Befruchtete Blüten fallen ab und es kommen die kleinen Tomatenfrüchte zum Vorschein

 

Als ich die erste Zucchino geerntet habe, konnte ich schon viele Tomatenfrüchte in unterschiedlichen Wachstumsstadien an meiner großen Pflanze sehen. Sie mussten nur noch reifen, was nach weiteren 4 Wochen der Fall war. Und wie erwartet waren sie köstlich! Nicht zu vergleichen mit gekauften Tomaten, selbst wenn es ganz gute sind. Selbst gepflanzt, großgezogen und geerntet schmecken Sie einfach am Besten.

Besondere Dinge muss man beim Tomaten-Anpflanzen gar nicht beachten. Ihr solltet auf jeden Fall etwas haben, woran Ihr die hohe Pflanze anbinden könnt. Ein kleines Spalier oder ein stabiler Stab.

Und dann kommt das regelmäßige Ausgeizen, was sehr wichtig ist!
Tomatenpflanzen neigen dazu ständig Seitentriebe zu entwickeln und dadurch buschig zu werden. Dies führt aber dazu, dass die Kraft verschwendet wird und die Tomatenfrüchte entweder kleiner oder gar nicht ausgebildet werden. Und das wollen wir ja nicht.

Also muss man regelmäßig Ausgeizen, was bedeutet, dass man diese Triebe entfernt, bevor sie groß werden können. Diese erkennt man sehr gut, denn sie wachsen in nahezu jeder Blattachse. Einfach zwischen den Nägeln abknipsen und gut ist es. Lasst sie nicht zu groß werden, sonst könnt Ihr die Pflanze beim Ausgeizen verletzten.
Ich habe einfach abends beim Gießen  immer mal wieder kontrolliert, ob sich neue Triebe ausgebildet haben.

Ein kleiner Trieb // Ein etwas größer gewordener Seitentrieb

 

Allgemeines
Standort: sonnig und geschützt
Boden: vorzugsweise Tomaten- oder Gemüseerde verwenden
Höhe: ca. 1,50 m bis 2,00 m
Platzbedarf: 60 – 80 cm
Blüte: weiß
Blütezeit: Juli bis September
Frucht: schwarzbraun mit braunrotem Fruchtfleisch
Ernte: Juli bis September
Schnitt: nicht nötig, jedoch ist es wichtig, die Geiztriebe ständig aus den Blattwinkeln zu brechen
Einjährig und nicht winterhart
TIPP: Am besten gedeihen Tomaten, wenn sie von oben durch Folie, Glas oder einem Dachüberstand vor Regen geschützt sind

Langsam wurden sie rötlich und dann knallrot…. danach leider nicht „schokoladig“ 🙁
— Fazit —

Ich wälze schon die Kataloge und Foren, um mir zu überlegen was nächstes Jahr zusätzlich auf den Balkon kommt. Erdbeeren, Brombeeren und auch Kräuter, wie Thymian, Basilikum und Minze stehen hoch im Kurs 🙂

Wer von Euch ist auch „Hobby-Gärtner“?
Und was wächst auf Euren Balkonen, Terrassen oder Gärten?

13 Gedanke zu “[Food Hype Friday] Urban Gardening – Mehr Bio geht nicht…”
  1. Ich hatte den ganzen Sommer 6-7 verschiedene Kräuter auf meinem Minibalkon, sowie auch einen Tomatenstock und Rucola… dann wurde leider unser Balkon saniert und das Dach und ich musste alles reinholen… leider ist mir dann hier drin alles eingegangen :(((( nächstes Jahr fange ich aber wieder an bzw. Kräuter vllt auch im Spätsommer! Ich kann dir auf jeden Fall nur zustimmen… es schmeckt alles soooo gut! Was ich besonders empfehlen kann, ist Currykraut. Eine Pflanze, die zwar nichts mit Curry zu tun hat, aber ganz intensiv nach der Mischung riecht bzw. schmeckt… super lecker :)! LG

  2. Wenn man einmal eigenes Obst und Gemüse geerntet hat, gibt es kein zurück mehr… 😀 Vor allem bei Tomaten finde ich den Unterschied enorm, außerdem macht es irre viel Spaß zum Beeren oder Kirschtomaten naschen mal eben auf den Balkon oder in den Garten zu huschen! Zum Glück haben meine Eltern einen großen Garten, wo ich mich austoben kann.

    Was ich für den Balkon empfehlen kann, sind kleine Salatgurken (gibts im Supermarkt manchmal als "Landgurken"), die sind saulecker, wachsen auch im Blumenkasten und werden glücklicherweise nicht alle gleichzeitig reif, sondern nacheinander über mehrere Wochen. Und pflegeleicht! 🙂

  3. Oh wundervoll – ich mag diesen Trend sehr, irgendwie finde ich ist ein Balkon sonst nicht gut genutzt 😀

    Wir haben einen Tomatenstrauch, dabei esse ich gar keine, aber mein Mann umso mehr. Ansonsten haben wir Blaubeeren, Erdbeeren und Purpleberries. Im ersten Jahr ist die Ausbeute noch nicht so groß, aber das ist okay, Hauptsache der Balkon ist einfach auch schön und die Pflanzen (natürlich auch viele Blumen) locken viele Insekten an (finde ich grade in Großstädten wichtig da einen kleinen Beitrag zu leisten).

    Liebe Grüße
    JuJu

  4. Sehr cool! Mein Freund und ich betreiben das Balkongärtnern auch. Haben bisher immer aus Samen gezogen, das geht wirklich problemlos. Haben jedes Jahr Kräuter, dieses Jahr ne Gurkenpflanze, letztes Jahr Tomate und das Jahr davor Auberginen und Chilis gehabt. Die Chilis kann ich sehr empfehlen, Gurken werden auch toll.
    Viele liebe Grüße

  5. hallo. eine schöne idee. wir haben auch tomate, zucchini, Salat und paprika im Garten. jedoch muss ich kurz klugscheißen: bio heißt, dass auf chemisch-synthetische Dünger verzichtet wird. auf Pestizide, insektizide und fubgizide. auch auf alternativen zum problematischen moortorf in der jungpflanzenaufzucht (humusabbau in den langsam wachsenden mooren) wird geachtet. dazu kommen noch weitere unterschiede, die jedoch den Rahmen sprengen würden. bestellte jungpflanzen sind also keineswegs bio, nur mit siegel aus der biogärtnerei (dann also ungespritzt und teilweise sortenfest, das heißt selbst vermehrbar und auch alte kulturarten und keine hybride die nur einjährig sind). wie wäre es denn, für das nächste Jahr jungpflanzen und sämereien in einer regionalen biogärtnerei zu kaufen? das auf dem eigenen balkon wäre dann wirklich mehr als bio 🙂
    beste grüße aus Berlin

  6. Ich selbst habe leider kein eigenes Gemüse in meinem Garten. Aber zu meinem Elternhaus gehört ein kleiner Schrebergarten. Meine Mutter pflanzt hier immer eigenes Gemüse an. Wir hatten übrigens heuer gelbe Zucchini. Aber ehrlich gesagt schmecken mir die grünen Zucchini viel, viel besser.

  7. Das sieht toll aus! Das wäre auch etwas für mich, bisher habe ich nur eine Basilikumpflanze auf dem Balkon stehen und nutze sie mehrmals in der Woche. Nächsten Sommer wollte ich meine Kräutergarten ein wenig ausbauen, weil es so irre praktisch ist. Bei deinen Bildern bin ich nun aber auch am überlegen, ein paar Gemüsesträucher zu pflanzen 🙂

  8. Ich finde es klasse, dass Du einen Minigarten auf dem Balkon hast, denn ich weiß, wie viel Freude mir mein großer Garten macht. Nur, dass Du weniger Arbeit mit Deinem hast. 😀 Und Deine Ernte ist ja wirklich beachtlich, dafür, dass die Pflanzen in einem Kübel wachsen. Toll!

    Wenn Du wieder Pflanzen bestellen möchtest, kann ich Dir TOM's Garten und Poetschke sehr empfehlen! Da habe ich viele meiner Pflanzen her und alles ist suüer gelaufen und sie sind gut angewachsen. Bei Poetschke gibt es eine riesige Auswahl an Gemüsepflanzen. Ich habe den Katalog schon gewälzt und online kannst Du bei beiden Händlern auch bestellen. 🙂

  9. Wow, das nenne ich mal ein tolles Ergebnis!! Ich finde das auch super und im nächsten Jahr werden hier definitiv auch Gemüsepflanzen gesetzt. Bisher stehen im Garten nur Johannisbeeren und Stachelbeeren… ich züchte gerade noch eine Himbeerpflanze, die hoffentlich im nächsten Jahr groß genug ist. Da ich Tomate und Zucchini liebe, muss ich das nächstes Jahr auch versuchen – und wenn es im Kübel ist, da unser Garten nicht so groß ist. Danke für die tolle Inspiration… lass es dir weiterhin schmecken. 🙂

  10. Ich will mich jetzt nicht pingelig anhören, aber in einer Großstadt ein Balkon… und an die Tomaten kommt doch der ganze Feinstaub und das alles ^^ weiß nicht, ich verbinde Bio eher mit Gemüse/Obst im richtigen Garten (wie zb. bei meinen Eltern^^) und dann halt nicht unbedingt in einer befahrenen Großstadt …? mhh

  11. Ich finde das ganz grossartig! Mein Balkon ist mini aber eigentlich wolllte ich immer schon mein eigenes Gemüse grossziehen. Das man gleich zwei Pflanzen in einen Kübel pflanzen kann, auf die Idee bi. Ich noch gar nicht gekommen! Jetzt hast du mich ganz schön angestachelt und ich muss nächstes Jahr auch unbedingt was anpflanzen!:)

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