Noch immer gilt Harlem bei vielen Menschen als der Inbegriff eines „Ghettos“. Der New Yorker Stadtteil nördlich des Central Parks galt lange Zeit als Zentrum der Afro-Amerikanischen Bevölkerung und Brennpunkt. Als „Weißer“ sollte man sich hier besser nicht hin trauen und die Kriminalität war sehr hoch.
Doch schon zu Beginn des 21. Jahrhunderts setze, wie auch in anderen Stadtteilen New Yorks (zB Brooklyn), ein Gentrifizierungsprozess ein.

 

Harlem – Kurze Geschichte eines berühmten Stadtteils

Im 16. Jahrhundert siedelten die Holländer im heutigen New York und benannten die Gegend nach der holländischen Stadt Haarlem. Danach übernahmen die Engländer die komplette Kolonie. 1831 wurde New York mit dem damals noch abgelegenen Ort Harlem per Eisenbahnlinie verbunden. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Harlem durch Immigranten und verschiedene ethnische Gruppen gekennzeichnet. Viele Afroamerikaner zogen aufgrund von Armut und Rassendiskriminierung in den Südstatten der USA nach Norden und in den kommenden Jahrzehnten verließen die Weißen Harlem; die schwarze Kultur florierte in diesem Stadtteil. Nach dem Attentat auf Martin Luther King wurden die Konflikte in Harlem in den 1960ern sehr ernst. Bis in die 90er Jahre hat niemand in den Stadtteil investiert, Häuser und öffentliche Gebäude waren heruntergekommen; Drogen, Prostitution und Gewalt beeinträchtigten das Leben Harlems Bürger.
Durch schärfere Sicherheitspolitik in ganz New York und diverser sozialer Projekte veränderte sich Harlem positiv und es kam nach und nach zur Gentrifizierung. Die Gegend wurde aufgewertet, selbst Bill Clinton hat sein Büro in Harlem, und die Menschen mit geringerem Einkommen werden aus den Häusern verdrängt.

Quelle: Wikipedia

Harlem – Auch für Touristen sicher

Harlem ist schon länger nicht mehr „gefährlich“ und man kann hier durchaus auch als Tourist unterwegs sein. So war ich einen Abend sogar im Apollo Theater, wo ich mit der Metro hin- und auch spät abends wieder zurück ins East Village fuhr. Ich habe mich überhaupt nicht unsicher gefühlt.
Solche Veränderungen bringen natürlich zum einen die Sicherheit mit sich, allerdings wird so auch bezahlbarer Wohnraum immer knapper. Mittlerweile bilden die Afroamerikaner gar nicht mehr die Mehrheit in Harlem, auch wenn man auf der Straße doch fast ausschließlich dunkelhäutige Menschen sieht. Wie ein Guide mir erklärte liegt das daran, dass die wohlhabenderen „Weißen“ eben nicht zu Fuß unterwegs sind und so im Stadtbild nicht zu erkennen sind.
Zusammengefasst kann ich Euch sagen, dass sich ein Ausflug nach Harlem auf jeden Fall lohnt. Meine zwei „Programmpunkte“ empfehle ich Euch jetzt.

Harlem – Stadtteilführung inkl. Gospel Gottesdienst

Da ich bei meinen bisherigen drei New York Besuchen noch nicht so weit im Norden war, wollte ich mir erst einmal einen guten Überblick verschaffen. Als Freundinnen von mir die „Harlem Spirituals Gospel Tour“ empfahlen war ich direkt begeistert. Immer sonntags und Mittwochs startet die Tour in der Nähe des Times Squares und per Bus geht es in den Norden nach Harlem. Man erfährt sehr viel zur Geschichte des Stadtteiles, wie es sich verändert und entwickelt hat mit all seinen Vor- und Nachteilen. An zwei Stationen stiegen wir auch aus und erfuhren etwas über die noch existieren historischen Gebäude aus der Gründerzeit und das berühmte Apollo Theater.

Absolutes Highlight war natürlich der Gospel-Gottesdienst bei denen uns die Mitglieder der Kirche sehr herzlich empfingen. Natürlich profitieren sie auch finanziell von diesen Touren, aber da auch ihren Kirchen die Schäfchen davonlaufen ist es doch für einen guten Zweck.
Ich muss sagen, dass es für mich einer der schönsten Gottesdienste war, die ich besuchen durfte. Vor allem weil er vollkommen positiv war. Es wurde über positive Dinge berichtet und natürlich viel gesungen. Getanzt und sich bedankt. Natürlich bei Gott und auch bei anderen Menschen der Gemeinde. Mir hat dieser positive Charakter unheimlich gut gefallen. Alle Gemeindemitglieder haben sich persönlich bei uns einzeln bedankt, dafür dass wir sie besucht haben und wir uns für ihre Arbeit interessieren. Man muss nicht an Gott glauben oder gläubig sein um ganz positiv und beschwingt wieder aus diesem Gottesdienst herauszukommen.

Harlem – Die Amateur Night im Apollo Theater

Auch ein Tipp einer Bekannten, die schon einmal die Amateur Night im berühmten Apollo Theater besucht hat.

Kurz zur Historie des Apollo Theater

Das Theater ist einer der bekanntesten Aufführungsorte fast ausschließlich schwarzer Musik (Jazz, Blues, Soul & Pop) in den USA. 1914 wurde es eröffnet und 1932 durften auch erstmalig Afroamerikaner im Publikum sitzen. Das hatte ursprünglich rein wirtschaftliche Zwecke, denn der Betreiber versprach sich zum einen mehr Zuschauer (Harlem war zu dieser Zeit hauptsächlich „schwarz“) und gleichzeitig engagierte er schwarze Künstler welche geringere Gagen verdienten.
In dem mit ca. 2.000 Sitzplätzen umfassenden Theater begannen Stars wie Ella Fitzgerald und Billie Holiday ihre Karrieren. Auch Berühmtheiten wie Louis Armstrong, Diana Ross, die Supremes, Nat King Cole und James Brown traten im Apollo auf. Letzterer wurde sogar nach seinem Tod 2006 im Apollo aufgebahrt. Heute gehört es dem Staat New York und eine Nonprofi-Organisation leitet des Apollo Theater.
Die wohl berühmteste Entdeckung war Michael Jackson, der in den 1960ern an der Amateur Night teilnahm und diese auch gewann.

Quelle: Wikipedia

 

Und genau diese Amateur Night, welche jeden Mittwoch stattfindet, habe ich bei meinem New York Trip besucht. Die Karten sind mit 24 – 36 $ gar nicht teuer und ich kann Euch das Event absolut ans Herz legen. Die Stimmung ist der Wahnsinn – Das Publikum ist voll dabei und der Moderator lässt einen Tränen lachen. Hier wird applaudiert, dazwischengerufen und gejubelt. Wer dem Publikum nach nicht gut ist, wird gnadenlos von der Bühne „ge-buht“. Das ist in meiner Vorstellung allerdings nur bei einem Comedian passiert und die haben es immer etwas schwerer. Die Sänger waren so unfassbar gut – ALLE! Die würden einzeln jede DSDS Staffel oder auch The Voice Reihe gewinnen. Wirklich beeindruckend was für Talente da unterwegs sind – Ganz großes Kino!

Wer war schon einmal in Harlem?